Freitag, 26. Januar 2007
Folge 1: Die heilige Waage
STEH AUF MANN

Mein Buch bei Rohnstock Biografien
Mein Blog bei Rohnstock Biografien

Ich stehe an der Weggabelung und sehe den Wald vor lauter Chancen nicht. Es sind zu viele. Damit lauert die Gefahr, dass ich mich in diesem wunderschönen Wald voller Chancen verlaufe. Ich muss mir jetzt meine Ziele setzen, um den richtigen Weg zu gehen. Bestimmten Pfaden werde ich nicht folgen - und damit Chancen auf der Strecke links liegen lassen. Ich muss sondieren und entscheiden. Eine Inventur ist nötig. Eine berufliche und private Bestandsaufnahme. Privat? Ich bin inzwischen 45 Jahre alt und fühle mich nicht mehr ganz so jung. Die Zeit rast und wird weiter rasen. Meiner Mutter ist die Lebenszeit in diesem Jahr davongerannt. Das hat Folgen für meinen weiteren Lebensweg. Zum Laufen braucht man Gesundheit, und da hapert es schon. Typisch für wohl viele Selbstständige, rauche ich und esse unkontrolliert mal zu viel, mal zu wenig. Zu oft komme ich mit einem dieser geschäftlichen Keks-und-Kaffee-Tage über die Runden. Abends könnte es das eine oder andere Bier weniger sein. (...) Beruflicher Erfolg hat viel mit Persönlichkeit tun. Eine Unternehmergeschichte muss deshalb die private Seite des Unternehmers zeigen. Sie muss den Menschen im Ganzen darstellen, denn es gibt keinen nicht-privaten Unternehmer. Im Gegenteil: Man findet grundlegende Motivation außerhalb der Firma im privaten und familiären Rahmen. Viele Unternehmer scheitern, weil sie neben beruflichem Stress keinen Ausgleich und keine Motivation finden. Ich gehe mit dem Thema Gesundheit so um, wie auch mit betrieblichen Sorgen: An keinem Problem verzweifeln und positive Lösungen suchen. Mit der Gesundheit im Gepäck lassen sich für die weitere Zukunft interessante Ziele stecken. Ich habe Großes vor. Neben geschäftlichem Erfolg will ich meiner Familie und mir vieles schenken, was in den letzten fünfzehn Jahren zu kurz kam. (...) Meine privaten Ziele sind nur umsetzbar, wenn die beruflichen Vorhaben realistisch sind. Wenn ich mich in meinem wunderschönen Wald voller Chancen umsehe, fällt es fast schwer, die einzelnen Möglichkeiten zu sortieren. Viele Existenzgründer suchen eine eigene Idee für ihre Zukunft. Sie werden mein Problem vielleicht nicht verstehen und hätten gerne all diese Einfälle. Eine Geschäftsidee ist jedoch immer nur der Anfang eines langen, mitunter gefahrenvollen Weges. Zu viele Wege können am Schluss ins Nichts oder - noch schlimmer - ins Hartz IV-Leben führen. Doch mein Baby PAKETERIA ist eine riesige Chance. PAKETERIA wird in den nächsten Monaten ordentlich wachsen und sich mit tiefschwarzen Zahlen in die Gewinnzone bewegen. Das ist mein klar gesetztes Ziel. Mehr noch: Als John mich fragte: "Andy, was ist dein Ziel mit PAKETERIA?" antwortete ich ihm, dass es viele Markennamen in Deutschland gibt, die fast jeder Deutsche kennt - und ich will, dass PAKETERIA Ende 2007 zu diesem Club gehört. Das gefiel John, meinem wichtigsten Investor, mit dem mich eine Freundschaft von über fünfzehn Jahren verbindet. Am ersten Arbeitstag starten wir mit etwas sehr Erfreulichem ins neue Jahr: Wir stellen zwei neue Mitarbeiter ein und holen damit zwei Menschen aus der Arbeitslosigkeit - ohne Rücksicht auf ihr Alter. Es gibt viele mit Energie geladene und erfahrene Alte, und es gibt viele junge Menschen, die sich ihren Aufgaben stellen wollen. Das junge Mädchen, das zu uns kommt, ist 21 Jahre alt, gelernte Kauffrau für Bürokommunikation und war einige Monate arbeitslos. Sie macht einen sehr positiven und engagierten Eindruck und startet in der PAKETERIA in den Gropius Passagen in Berlin. Der zweite neue Mitarbeiter ist uns schon länger bekannt. Er hatte bereits eine PAKETERIA eröffnet und musste nach nur wenigen Monaten wieder schließen. Das Problem Alkohol kostete ihn die Existenz. Bei uns und anderen Gläubigern hatten sich Schulden angehäuft. Er bot mir an, die Außenstände mit seiner Hände Arbeit abzutragen. Das tut er, und das macht ihn zu einem bewundernswerten Menschen. Respekt! Der Alkohol bleibt hoffentlich ein Alptraum seiner Vergangenheit. Ich wünsche mir, dass er eine langfristige Bleibe in unserem Team findet.

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