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Samstag, 27. Januar 2007
Folge 2: Kaffee und Kekse - ein Tag in der PAKETERIA
andy_roesch, 15:44h
Mein Buch bei Rohnstock Biografien
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Den Rechner hochfahren ist morgens nicht das Erste. Zeitung lesen, das ist wichtig. Was ist aktuell in Politik und Wirtschaft? Mal sehen, ob die große Koalition Deutschland voranbringt. So etwas muss einen Unternehmer doch interessieren! (...) Jeden Tag das Gleiche, trotzdem freue ich mich darauf. Halb neun im Betrieb. Einen ersten Kaffee aus der Maschine. Das schwarze Getränk wird mich wieder durch den Tag begleiten. Und Kekse, Kekse, Kekse. Meist bleibt keine Zeit für ein richtiges Mittagessen, geschweige denn ein Abendbrot. Ist nicht gut für den Magen und die Gesundheit - doch was hilftprimes? Jeder Tag ist voll gestopft mit Arbeit. Und das ist gut so. Gegen neun sind alle eingetrudelt. Zurzeit beschäftige ich dreiundzwanzig Mitarbeiter in der Zentrale Berlin-Alt Buckow. Ich drehe eine Runde durch den Betrieb, das lasse ich mir nicht nehmen. Es gibt immer irgendetwas zu klären - besser gleich, als auf die lange Bank geschoben. Wie viele Pakete wurden gestern verschickt? Wo hapert es heute? Was brauchen wir morgen an Verpackungsmaterial? Zwischendurch eine Zigarette, ein erstes Telefonat - viele weitere werden folgen - und noch einen Kaffee. (...) Kurz vor zehn beginnt das Meeting mit unserer Steuerberaterin Annette Goldstein und unserem Fachmann für Franchising, Professor Reinhard Wingral, der aus Eckernförde anreist. Es geht um den allgemeinen Ist-Zustand der Firma, diverse Vorhaben und unzählige Details in den Businessplänen für die Franchise-Zukunft der PAKETERIA - also Zahlen, Zahlen, Zahlen. Dazu gibt es Kaffee und Kekse. (...) Zurzeit dreht sich alles um unzählige Einzelheiten: Was gehört in einen Franchise-Vertrag? Wie viele Lizenzen sind realistisch - vor allem angesichts der Tatsache, dass im Jahr 2007 das Briefmonopol der Deutschen Post fällt? Mit solchen Fragen kann und muss man Stunden verbringen, da kommt keiner drum herum. Auch wir nicht. Wichtig ist nur, schnell und pragmatisch zu entscheiden. Hier und jetzt. Abarbeiten am Stück. Nicht für alles einen Ausschuss bilden und immer noch einen weiteren Termin anberaumen. Die Situation ist vergleichbar mit der eines Flugzeugpiloten, der unverhofft in einen Orkan hineingerät. Der kann nicht lange verhandeln, der muss sich schnell entscheiden, was er tut oder lässt. (...) Halb zwei: Gespräch mit der Steuerberaterin wegen privater Entscheidungen. Derweil nehmen Herr Budde, mein Mann für die Finanzen, und Herr Wingral die Feinabstimmung am Franchise-Vertrag vor. Dafür brauchen mich die beiden Fachmänner nicht unbedingt. Ich vertraue ihnen - und kann delegieren. Zwischendurch gibt es wieder schwarze Brühe und Gebäck. Die Mitarbeiter sitzen vor ihren Computern, telefonieren, verhandeln, besprechen. Unten werden Pakete angenommen und verpackt. Über eBay versteigern wir permanent verschiedenste Artikel unserer Kunden. Wir selbst ersteigern gerade billig beste Büromöbel, bekommen den Zuschlag. Drei, zwei, eins - meins. Der Haken an der Sache: Wir müssen die Schränke und Tische noch am selben Nachmittag abholen. Aber kein Problem. Solche Aufgaben lösen wir im Handumdrehen. Schnell sind etliche Wagen, Fahrer und Helfer organisiert, die die Möbel transportieren. Nur hinauftragen in ihr neues Zuhause werden wir sie wohl selbst. Dann knurrt mein Magen. Eigentlich wollte ich etwas essen gehen. Doch keine Zeit. Seit fünfzehn Jahren Kaffee und Kekse - so kann man Geschäftemachen auch zusammenfassen. 13.48 Uhr: Unser Mitarbeiter Volkmar Schultze, der Mann für alles und als "Onkel Schulle" eine Institution der Firma, bekommt eine Anfrage herein. Rund vierhundert Computer sind zu verpacken und am nächsten Tag in die Niederlande zu verschicken. "Ob wir das stemmen?", fragt Schulle. Klar, wir lehnen keinen Auftrag ab! Wir verfügen über die nötige Erfahrung und bieten die erforderliche Sicherheit. Eine Stunde Zeit muss reichen, um dem potenziellen Kunden ein Angebot zu unterbreiten. Es scheint zu klappen. Jetzt brauchen wir nur noch zusätzliche Arbeitskräfte für den nächsten Tag. Also ran ans Telefon - das alles sind positive Probleme! Und weiter mit den Franchise-Verträgen. Die nächsten paar Stunden gehören erneut wichtigen Zeilen und Zahlen, am Abend sollen die Vertragsentwürfe stehen. Wir arbeiten konzentriert und effizient, wie immer. Nur ab und an stört kurz ein Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin: "Chef, ich brauche Sie unbedingt mal fünf Minuten!" Man darf mich stören. Lieber früher entscheiden als später. (...) Inzwischen verstreicht die 18-Uhr-Feierabend-Grenze. Pünktlich kommt hier kaum einer raus. Ich schon gar nicht. In der Regel streiche ich abends gegen sieben oder acht die Segel und fahre nach Hause zu meiner Frau und den Kindern. Feierabend heißt für mich, mit meinem Hund Sammy eine Stunde draußen herumzustromern. Ich lasse mir die frische Luft um die Nase wehen. Man bewegt sich, der Kopf wird frei - da kommen mir die besten Ideen. (...) Viola geht meist früh zu Bett, ich dagegen bleibe lange auf. Fernsehen mag ich nicht, das Programm ist langweilig. Also fahre ich nach 22 Uhr noch mal den Computer hoch und arbeite ein Weilchen. Vor halb eins mache ich den Rechner meist nicht aus. Das ist jedoch kein Problem. Eher das Gegenteil ist der Fall: Ich gehe mit dem guten Gefühl ins Bett: Heute habe ich wieder viel geschafft, geklärt und auf den Weg gebracht. Damit schlafe ich bestens ein.
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