Mein Buch bei Rohnstock Biografien
Mein Blog bei Rohnstock Biografien
Meine Eltern hatten im Mai 1959 geheiratet. Wie die Orgelpfeifen kamen drei Kinder: 1960 ich, 1962 Torsten und 1964 Arne. Sechs Jahre später erblickte unser Jüngster, Christian, das Licht der Welt. Da baute Vater längst am neuen Haus für unsere Familie.
Die Geburten schilderte Mutter später als ››Negativ-Erlebnisse‹‹. All die Jahre hatte sie bei jeder Schwangerschaft immer wieder auf ein Mädchen gehofft. (...)
Die ››reinste Katastrophe‹‹ - aus Sicht meiner Mutter.
Ihre Schwangerschaft mit Christian schließlich war ein ››Unfall‹‹, wie sie es selbst nannte. Denn in der Phase des Bauens und der Selbstständigkeit meines Vaters waren ››andere Umstände‹‹ ganz und gar nicht erwünscht.
››Dann wird das eben jetzt ein Mädchen‹‹, wollte es Mutter diesmal ertrotzen. Doch es kam wieder ein Junge, der vierte!
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Mutter hatte es oft nicht einfach mit uns. Wenn wir nicht spurten, bekamen wir ein paar übergezogen, mit dem Kleiderbügel, dem Staubwedelstiel, oder sie kniff uns in den Arm.
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Sie hatte die Vaterrolle übernommen, und zwar radikal. Vater hätte nie die Hand gegen uns erhoben. Er musste sich abends unsere Untaten anhören und sollte durchgreifen. Doch er vermied das meistens ...
Mutter fackelte nie lange.
Mit der Zeit wurden wir Jungs kräftiger, so erledigte sich das Thema irgendwann von selbst.
Ich bin dankbar, Geschwister zu haben. Durch sie lernte ich früh, mit anderen in Gemeinschaft umzugehen. Man lernt das Teilen, man lernt, dass man die Liebe der Eltern nicht allein hat. Man lernt vieles fürs spätere Leben.
Ich bin der Älteste. Wie das so für meine Brüder war? Da gehen die Meinungen naturgemäß auseinander.
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Ich ... mochte meine Brüder. Warum ich mich früher häufiger mit Torsten prügelte, weiß ich nicht mehr. (...)
Christian wurde als Nesthäkchen verwöhnt. Er hatte eine ganz besondere Rolle - und spielt sie bis heute. Wir können sehr gut miteinander.
Durch den Tod meiner Mutter lerne ich meine Brüder auf neue Art kennen. Ich entdecke Wesenszüge an ihnen, die ich bislang nicht kannte. Ich bin gespannt, wie wir den Kontakt untereinander halten, jetzt, wo ein wesentlicher Bezug fehlt.
(...)
Arne bemüht sich sehr, den brüderlichen Kontakt zu pflegen. Das klappt gut, unser Verhältnis ist bestens. Telefonierte ich früher sonntags mit Mutter, spreche ich nun häufig mit Arne. Er besorgte sogar die Kalender, die Mutter jedes Jahr kaufte, und schickte mir ein Exemplar. So wie sie es sonst tat.
Nur die Beziehung zu Torsten ist leider nicht optimal. Ich weiß nicht, warum. Es gibt nicht mal ein Thema, um das wir uns streiten. Es hat sich so ergeben, aber ich bin zuversichtlich, dass wir jetzt mit der Vernunft des Alters besser mit den Kleinigkeiten des Lebens umgehen. Je älter man wird, desto mehr sollte man schätzen, was einem gegeben wurde. Geschwister werden uns durch die Eltern geschenkt. Ich hatte das Glück, sie im Dreierpack zu bekommen!
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