Mein Buch bei Rohnstock Biografien
Mein Blog bei Rohnstock Biografien
Denke ich an meine Kindertage, fallen mir wunderbare Eisblumen ein.
Unsere Wohnung verfügte nur über einen Wohnzimmerofen, den wir tagsüber heizten. Als kleiner Knirps patschte ich einmal die heiße Ofentür an und verbrannte mir die Handfläche. (...) Meinem ersten Griff ins Feuer sollten im späteren Leben viele weitere folgen.
Schlafzimmer und Kinderzimmer blieben kalt, das war so üblich. (...)
Wenn wir im Winter morgens unter unseren dicken warmen Bettdecken aufwachten, erblickten wir an den Fenstern wunderschöne Eisblumen. Mit ein paar hingehauchten Atemzügen schuf ich ein kleines Guckloch: „Hat es über Nacht geschneit oder nicht?”
(...)
Die ersten zehn Jahre meines Lebens wohnte ich mit meiner Familie in der Andreasstraße Nummer 3, in Vaters Geburtshaus im niedersächsischen Verden. Es war ein kleines Haus, die Wohnverhältnisse ziemlich miserabel. Dennoch erinnere ich mich gern an diese Zeit - schließlich war ich Kind.
Unten befanden sich Wohnzimmer, Küche und Schlafzimmer der Eltern. Dahinter lag unser Kinderzimmer, wo ich mit Bruder „Nummer zwei” schlief.
Dahinter eine kleine Toilette, ein Bad gab es nicht. Wir badeten in einer Zinkwanne im Wohnzimmer. Das war klasse. (...)
Oben im Haus wohnten Oma Lili, Vaters Mutter, und Onkel Volker, der Bruder meines Vaters. (...) Wenn Oma zur Toilette wollte, musste sie erst die Treppe hinunter, dann durchs Schlafzimmer der Eltern und unser Kinderzimmer. Im Winter mit einem Eimer Wasser in der Hand. Denn meist war die Leitung in der Toilette eingefroren ...
Natürlich besaßen wir einen Fernseher. Er flimmerte in Schwarz-weiß... ››Daktari‹‹, ››Bonanza‹‹, ››Lassie‹‹, ››Flipper‹‹ & Co. faszinierten mich. Die Helden meiner Kindheit waren grau.
Doch es gab auch meinen ewigen Alptraum-Film „Der Tiger von Eschnapur”. Die Szene mit all diesen Leprakranken! Die fürchterlichen Kreaturen fand ich so schön schrecklich. Trotzdem wollte ich keine Sekunde verpassen.
Wenn ich danach raus in den Schuppen musste, um Briketts zu holen ... Du lieber Gott! Es war Winter, längst dunkel - und so gruselig!
Oben auf dem Dach des Schuppens lagen alte Sachen von Opa, der den Zweiten Weltkrieg und die Gefangenschaft überlebt hatte und den danach auf der Baustelle ein Ziegelstein erschlug. Es gab wenig Licht und es war unheimlich. Ich durchlitt furchtbare Ängste. Heute würde jedes Kind über diesen Film nur lachen.
Mutti verdiente nebenbei Geld. Sie stopfte Damenstrümpfe. Die waren teuer und wurden nicht einfach weggeworfen. Man ließ reparieren.
Wenn ich morgens aufwachte, saß sie schon im Wohnzimmer und verrichtete ihre filigrane Arbeit. Die fertigen Strümpfe musste ich als kleiner Steppke zur Familie Thiel, Mamas Auftraggebern, zurückbringen, und wurde gleich mit neuem Material versorgt.
Manchmal kam ich Träumer auf meinen Botengängen vom Weg ab. Besonders in der Weihnachtszeit, wenn die große Straße in Verden überall festlich beleuchtet war. Ich liebte diese vielen Lichter ...
So träumte ich die Straße entlang ... - und prompt fuhr mich eines Tages ein Fahrrad um.
Ich erwachte im Krankenhaus mit einer Gehirnerschütterung. (...)
Kleinen Jungs auf Entdeckungsreise passiert schon mal etwas.
Großen auch, wie ich später lernen sollte.
Eingeschult wurde ich gleich zweimal und auch die Schultüte gab es zweimal - mein erster Doppelschlag.
Den ersten Versuch startete ich im September 1966 ...
Gerade zwei Wochen zuvor sechs Jahre alt geworden, war ich der Jüngste; zart besaitet und noch sehr verspielt.
Dennoch freute ich mich: Jetzt kommt etwas Neues. Der kleine Andy als stolzes Schulkind. Spielen kann man sicher auch dort!
Die Lehrer schätzten die Lage ähnlich ein wie ich. Ich durfte meine Spielsachen herausholen und murmeln. Das fand ich klasse! Für die Schule war ich einfach noch zu klein. Vier Wochen später saß ich wieder zu Hause und fand es schick, auf dem Domplatz gegenüber zu spielen.
Beim zweiten Mal wurde die Sache ernst. An Spielsachen war nicht mehr zu denken. In der Pestalozzischule lief der Hase jetzt anders.
Die Schule gefiel mir. Am Anfang fand ich es schön, dort hinzugehen. Vieles war neu. Die Klasse, die Kumpels, mit denen ich Fußball spielen konnte. (...)
Alles ganz normal. „Unnormal” wurde es erst später ...
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